Anfang Februar konnten wir endlich Feuer machen, nachdem es einmal eine ordentliche Menge von über 50 mm geregnet hatte. Davor war durch die extreme Trockenheit und der dadurch erhöhten Waldbrandgefahr das Feuermachen generell untersagt.
Schon vorher war das Loch ausgehoben worden, 1,5 m Durchmesser und 1 m tief in der für die Herstellung von Pflanzenkohle als ideal herausgefundenen Trichterform. Diese Form wurde von den Entwicklern Kon Tiki genannt. Der Rauminhalt von unserem Loch beträgt ungefähr 0,4 m³. Die optimale Größe beträgt 2 m Durchmesser bei 1,5 m Tiefe.
Die Herstellung von Biochar (Pflanzenkohle) hatten wir Anfang Dezember in Sevilla in einem speziellen Seminar gelernt. Bisher hatten wir ja nur mit kleinen Mengen experimentiert mit einem alten Fass und selbst bei drei Fässern war die entstandene Menge an Pflanzenkohle viel zu gering für unsere Bedürfnisse. So haben wir uns entschieden, in eine größere Dimension der Pflanzenkohle-Herstellung einzusteigen. Dafür benötigt man aber auch entsprechend mehr Material zum Verbrennen.
Im Grunde haben wir genug Material bzw. es fällt jedes Jahr genug Material an. Nur bisher haben wir das immer gehäckselt. Durch die neue Verwendung des anfallenden Baumschnittes muss sich nun eine andere Arbeitsweise ergeben, die das Material einteilt in die verschiedenen Verwendungszwecke: Brennholz (ab 8 cm Durchmesser), Häcksel (3-8 cm Durchmesser) und Biochar (bis 3 cm Durchmesser). Auch ist durch die jahreszeitliche Einschränkung des Feuer-Machens auf die Zeit von Oktober bis Ende April klar, dass alles von Mai bis September anfallende Material gehäckselt werden kann.
Die optimale Pflanzenkohle entsteht erst bei einer Temperatur von 500°C und ganz wichtig bei einer Verbrennung unter Ausschluss von Sauerstoff. Dieser Prozess wird Pyrolyse genannt. Durch die Trichterform des Loches wird diese spezielle Art der Verbrennung begünstigt, da in dem Loch dann die entstehenden Gase in besonderer Weise zirkulieren und so durch die Verbrennung dieser Gase die hohe Temperatur möglich machen. Auch wichtig ist, dass das Feuer immer durch Flammen abgedeckt ist und so kein Sauerstoff eindringen kann.
Nachdem wir rings um das Loch mit einem Sicherheitsabstand von 3 m die zu verbrennende Sträucher und Hölzer aufgeschichtet hatten, konnte es losgehen. Doch zunächst wurden viele Eimer mit Wasser gefüllt und für das spätere Löschen des Feuers bereitgestellt. Bei dieser Premiere waren viele Freunde dabei und alle zusammen gaben wir abwechselnd in kleinen Mengen immer wieder Brennbares ins Feuer. Durch den letzten Regen nass gewordene Blätter stellten sich als ungeeignet heraus, aber es gab ja genug anderes Material. Man musste immer wieder schauen, in welche Richtung gerade die Flammen schlugen und an welcher Stelle des Feuers neues Futter fürs Feuer nötig war, und so waren wir gut beschäftigt, das Feuer am Brennen zu halten und den Brennprozess in der richtigen Weise zu lenken. Nach ca. 2 Stunden war das Loch schon sehr gut gefüllt und der letzte Akt konnte beginnen.
Der Brennprozess muss am Ende abrupt und gründlich beendet werden, damit das Feuer nicht im Innern weiterbrennt und das Holz zu Asche verbrennt anstatt zu verkohlen. Das Erdloch ist ja kein wasserdichter Behälter und das einströmende Wasser versickert natürlich ziemlich direkt im Erdreich. So war nicht klar, wieviel Wasser wir genau benötigen würden, um das Loch zu füllen und das Feuer zu löschen. Dazu hatten wir dann rund um das Loch – in entsprechendem Abstand natürlich – die vielen mit Wasser gefüllten Eimer aufgestellt. Auf ein Signal wurden dann möglichst schnell die Eimer ins Feuer ausgeleert, sofort wieder mit Wasser gefüllt und erneut das Wasser ins Feuer ausgeleert und so weiter, bis der Wasserstand im Loch zu sehen war und die oberste Schicht der Kohle sich anhob, also auf dem Wasser schwamm. Das Ganze ging viel schneller als erwartet und mit ca. 350 Litern Wasser war das Loch mit Wasser gefüllt und das Feuer gelöscht. Es zischte ordentlich, aber es gab nur wenig Dampf.
Sobald die Kohle soweit abgekühlt war, dass man sie gefahrlos anfassen konnte, wurde die Qualität begutachtet. Mühelos konnten größere Stücke zerbrochen werden und leicht weiter zerkleinert werden. Das zeigt eine gute Qualität der Kohle. Der Wasserspiegel sank allmählich und nun konnte jeder noch mit den Händen in der feuchten Kohle der Wärme des ehemaligen Feuers nachspüren und die frisch entstandene Kohle in Händen halten, riechen und fühlen.
Am nächsten Tag wurde dann die fertige Kohle aus dem Loch geholt und auf Plastikfolien getrocknet. Dann wurde sie eingesammelt, auf betoniertem Untergrund wieder ausgebreitet und konnte weiter trocknen. Nach ein paar Tagen konnte sie durch Darüberlaufen und ein wenig hin und her Twisten mit den Füßen zerkleinert werden. Dann wurde sie gesiebt und in Säcken abgefüllt. So entstanden ca. 350 Liter Pflanzenkohle. Da wir mindestens 1 m³ Pflanzenkohle im Jahr benötigen, werden wir diese Aktion wiederholen, sobald wieder genug Brennmaterial zusammengetragen worden ist.
Das war eine sehr schöne Erfahrung, gemeinsam Pflanzenkohle herzustellen und auch den anfallenden Baumschnitt in eine neue, besondere Form zu bringen, die in vielfältiger Weise zur Verbesserung des Bodens beiträgt. Außerdem wird mit der Pflanzenkohle Kohlenstoff im Boden fixiert, was sich wiederum positiv auf die Klimabilanz auswirkt. So kann die Bodenfruchtbarkeit erhöht und gleichzeitig etwas für das Klima getan werden.