Frühjahr 2023

Thermokompost

Im April wurde wieder ein neuer Komposthaufen aufgesetzt.
Wir möchten für den Garten artenreichen Kompost mit vielen Mikroorganismen herstellen, um so das Bodenleben zu bereichern und zu stärken. Dazu richten wir uns nach einer Rezeptur von Viviane Theby, die wir in ihrem Webinar kennengelernt haben.

Für diesen Kompost brauchten wir unter anderem hochwertigen Mist. Die Familie unserer Nachbarin Paqui besitzt Pferde und wohnt auf dem Hügel uns gegenüber. Sie waren gerne bereit, uns Mist frisch von ihren jungen Pferden abzugeben.
Die anderen Bestandteile waren alle auf der Finca vorhanden.

Zunächst wurden ‚braune‘ Anteile wie Holzhäcksel, getrocknetes Gras und Unkraut sowie trockenes Laub eingeweicht. Anschließend wurde Rasen gemäht und die Hecken geschnitten, damit wir die nötige Menge an frischem ‚grünen‘ Material bereit hatten. Dazu kamen gesammelte Küchenabfälle und gemahlene Eierschalen. Der frische Pferdemist und ebenso Mist von unseren Hühnern. Als weiterer wichtiger Bestandteil kam die im März selbstgemachte Holzkohle dazu. Sie wird Nährstoffe aus dem Kompost speichern und später nach und nach an den Boden abgeben. Die Kompostrezeptur von Viviane Theby fördert durch den hohen Holzanteil besonders das Wachstum von Pilzen – die dann eine große und wichtige Bereicherung für den Boden sind!

Alles wurde anteilig in ein Drahtgittergestell eingeschichtet. Dabei wurde darauf geachtet, dass alles feucht genug ist. Das Gestell hat einen Durchmesser von gut einem Meter, ist einen knappen Meter hoch und hat so ein Fassungsvermögen von 1000 Litern.
Von Anfang an wurde die Temperatur regelmäßig kontrolliert. Sie stieg schnell auf über 55°C an. 80°C dürfen nicht überschritten werden, da sonst die Gefahr der Selbstentzündung besteht. Die hohen Temperaturen erklären den Namen dieses Kompostierverfahrens: Thermokompost. Die Hitze entsteht durch die enthaltenen Bakterien: sie vermehren sich rasant und zersetzen das organische Material; dabei entsteht Hitze. Durch die hohe Hitze verdampft Flüssigkeit. Der richtige Wasseranteil ist aber wichtig, damit sich die Organismen in der Flüssigkeit schwimmend fortbewegen und auch trinken können. Deshalb wird der Kompost schon nach wenigen Tagen umgesetzt, je nach Kerntemperatur nach 24 – 72 Stunden. Dabei kann Wasser zugegeben werden.
Das Umsetzen hat aber noch verschiedene Effekte mehr. Zum einen werden die Materialien miteinander vermischt. Die Mikroorganismen können sich so überall verteilen. Außerdem wird alles neu mit Sauerstoff angereichert, was z.B. für die aeroben Bakterien, die sich ja bereits fleißig vermehren, überlebenswichtig ist.
Ein weiteres Ziel des Umsetzens ist, dass sich jeder Teil des Kompostes eine Zeit lang im Kern des Haufens befindet. Dort ist die Temperatur am höchsten. So wird sichergestellt, dass Unkrautsamen oder eventuelle Krankheitserreger einmal erhitzt und so unschädlich gemacht werden. Dazu wird nach einem bestimmten Schema umgesetzt.
Durch das Umsetzen sinkt natürlicher Weise zunächst die Temperatur ab, bevor sie dann wieder ansteigt. Bei unserem Haufen stieg sie teils nach nur wenigen Stunden wieder. Ein gutes Zeichen! Vor allem in der noch kühlen Morgenluft dampfte unser Kompost ordentlich vor sich hin. Ein schönes Bild! Es gab sogar einen Moment, da wurde die Temperatur fast zu hoch – 75°C!
Also haben wir mit einem Besenstiel senkrechte Röhren in den Haufen gebohrt, die als Schornsteine fungierten und durch die der heiße Dampf schneller entweichen konnte.
Dadurch regulierte sich die Temperatur wunschgemäß.
Nachdem alle Teile des Kompostes mehrmals im Kern ihre Zeit verbracht hatten und sich alles gut entwickelte, konnte man mit dem Umsetzen aufhören.
Die Rotte ging schnell vor sich, d.h. der Komposthaufen verlor stark an Volumen.
Nach etwa 3 Wochen sank die Temperatur kontinuierlich ab, so wie es sein sollte. Eine Folge der Prozesse im Haufen.
Nach den vorgesehenen 6 -7 Wochen Entwicklungs- und Reifezeit sah unser Kompost sehr gut aus. Er war stark zusammengefallen, hatte eine schön dunkle Farbe und roch lecker nach Waldboden. Es wuchsen sogar kleine Pilze darauf! Wir warteten noch ein bisschen länger, bis die Komposttemperatur sich der Außentemperatur angeglichen hatte.

Unter dem Mikroskop konnten wir in einer Probe des fertigen Kompostes Pilzhyphen, Schalenamöben und andere Einzeller erkennen – alles erwünscht und sehr erfreulich!

Der Kompost wurde dann in den Gemüsebeeten verteilt.

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